Interview mit Dr. Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, Köln

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By Janine Wixforth
Interview mit Dr. Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, Köln Interview mit Dr. Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, Köln

Jede Woche interviewt ARTPIQ Kunstschaffende und Vertreter des Kunstmarkts. Diese Woche spricht Dr. Yilmaz Dziewior mit uns über seine Rolle als Direktor des Museum Ludwig und die Beziehung zwischen Institution und junger Kunst. 

Wie sieht ein typischer Tag mit Yilmaz Dziewior aus?

Mein Tag fängt schönerweise in der Regel mit einer Fahrradtour an, denn ich fahre von zuhause mit dem Fahrrad 25 Minuten am Rhein entlang zum Museum. 
Im Büro angekommen gibt es viele Termine mit den Kolleg*innen, der städtischen Verwaltung und dem Dezernat. Dabei versuche ich möglichst oft auch in die Sammlung, das heißt, durch unsere Ausstellungsräume zu gehen.
Abends haben wir im Museum Ludwig häufig Vorträge, Filmvorführungen oder sonstige Veranstaltungen oder ich gehe zu Eröffnungen und versuche Künstler*innen und Sammler*innen zu treffen.

Welcher Aspekt Ihrer Arbeit macht Ihnen am meisten Spaß?

Eigentlich mag ich gerade die Vielfältigkeit meines Berufs, dass ich sowohl inhaltlich arbeite wie auch die typischen Aufgaben eines Direktors habe, wie Mitarbeitergespräche, Sponsorensuche und den Umgang mit der Politik. Aber das Spannendste ist doch der direkte Umgang mit den Künstlerinnen und Künstlern.

Welche Kriterien bewegen Sie dazu, eine Museumsausstellung mit einem Künstler zu machen bzw. dessen Werke als Museum zu erwerben?

Es gibt keine festen Kriterien im Sinne einer standarisierten Vorgehensweise. Meistens verfolgen meine Kolleg*innen und ich eine künstlerische Position über mehrere Jahre, bevor wir eine Ausstellung realisieren. Bei den Sammlungsankäufen sind wir bestrebt, zum einen Stärken der Sammlung noch zu verstärken und zum anderen punktuelle Lücken zu schließen.

Sie möchten mit der Aufarbeitung der Amerikanischen Sammlung die Repräsentation von Minoritäten fördern – wie denken Sie, wird sich der zeitgenössische Kunstmarkt in dieser Hinsicht in den nächsten Jahren entwickeln?

Schon in den letzten ein bis zwei Jahren können wir beobachten, dass Werke von bisher marginalisierten bzw. übersehenen Künstlerinnen und Künstlern erheblich an Wert gewonnen haben. So hat beispielsweise erst kürzlich der US Rapper Sheer Diddy Combs ein Bild von Kerry James Marshall für über 21 Millionen Dollar erworben. Da Kerry James Marshall schon 2014 mit dem Wolfgang-Hahn-Preis ausgezeichnet wurde, der mit einem Ankauf einer Arbeit verbunden ist, besitzt das Museum Ludwig schon ein Werk von ihm, worüber wir uns natürlich sehr freuen.

Wer ist der jüngste Künstler in der Sammlung des Museum Ludwig?

Die jüngste Künstlerin, von der sich eine Arbeit im Museum Ludwig befindet, ist Avery Singer. Von ihr hat das Museum schon 2016 ein Werk erworben, da war sie neunundzwanzig Jahre alt. Allerdings ist dies die Ausnahme. In der Regel sind die Künstler*innen, von denen wir Werke für unsere Sammlung erwerben, schon älter.

Welche sind Ihre Lieblingskünstler im Bereich der jungen Kunst und wieso?

Als Museumsdirektor ist es schwierig, von Lieblingskünstlern zu sprechen. Allerdings kann ich sagen, dass mich in jüngster Zeit die Arbeit von Anne Imhof sehr beschäftigt, von der das Museum schon früh Werke erworben hat und die auf der Biennale Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Sie versteht es, in ihren Performances ikonische Bilder zu entwickeln, die nicht zuletzt durch die sozialen Medien eine große Verbreitung finden. Ähnlich medienreflexiv ist das Werk von Wade Guyton, dem das Museum Ludwig im Herbst nächsten Jahres eine große Retrospektive ausrichten wird. Außerdem habe ich mich in letzter Zeit vermehrt mit Minerva Cuevas, Neil Beloufa und Dineo Seshee Bopape auseinandergesetzt. Die drei letztgenannten verstehen es, gesellschaftliche Fragestellungen mit einer sehr persönlichen Bildsprache zu untersuchen.

Welches Kunstwerk inspiriert sie am meisten?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, wenn ich aus den unzähligen Kunstwerken eines herausgreifen sollte, das für meine kuratorische Praxis besonders ist. So ist es „Roue de Bicyclette“ von Marcel Duchamp aus dem Jahre 1913, das sich in unserer Sammlung befindet, und ähnliche wie sein Readymade „Flaschentrockner“ von 1914 nachhaltig die Auffassung von Kunst verändert hat.

Welchen Tipp würden Sie aufstrebenden Künstlern geben, die jetzt ihre Karriere beginnen?

Jedem, der jetzt seine Kunstkarriere beginnt, würde ich den widersprüchlichen Tipp geben, sich so intensiv wie möglich um seine eigene künstlerische Produktion zu kümmern und sich gleichzeitig so stark wie möglich in die Kunstwelt zu involvieren.

 

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